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Zarte Kunst, feste Tradition – Querschnitt durch die Geschichte des böhmischen Glases
Wiege des Lebens nicht nur für Völker
Das Glas wurde, genauso wie die Zivilisation, in Mesopotamien irgendwann im 3. Jahrtausend vor Christus geboren. Damals hatte es noch lange nicht so ausgesehen, wie wir es heute kennen. Es war deutlich unrein und wurde vor allem für Fertigung von Perlen verwendet, die einen dekorativen Zweck hatten. Die Perle ist darum historisch das erste Erzeugnis aus Glas. Sie schmückt unsere Leben bereits seit 5000 Jahren.
Vielen Dank, Kelten!
Auf das böhmische Gebiet geriet das erste Glas etwa vor 4000 Jahren in Form von Glasperlen dank des Tauschhandels aus dem Nahen Osten. Eine eigene Glasherstellung begann erst viel später, in der Latènezeit – 400 Jahre vor Christus. Und zwar dank Kelten (Boier), die am böhmischen Gebiet siedelten. Sie produzierten vor allem Dekorationsgegenstände wie Perlen, Armbänder, Aufhängungen, gezogene Perlen, Behälter und höchstwahrscheinlich auch Ingot, der mit dem Tauschgeschäft verbunden war. Vielen Dank, Kelten!
Die ersten Schritte der Glashütten
Die ersten Erwähnungen von Glas, die entdeckt wurden, stammen aus dem Jahre 1162. Von „Glashütten“ wird nach dem Jahre 1250 gesprochen. Sie befanden sich in damals unerforschten Gebieten von bewaldeten Grenzbergen (Lausitzer Gebirge, Erzgebirge, Isergebirge, …), das Holz war ein untrennbarer Bestandteil der Entwicklung der Glasindustrie. Auch im tschechischen Becken, wo sich Quarzsand-Einlagen und genug Wasser als weitere zwei essenzielle Elemente der sich entwickelnden Glasbläserei befanden.
Das damalige Glas war voller Blasen und hatte eine typische grüngelbliche Färbung, die durch die Menge von Eisenoxid und Kalkstein im Sand determiniert wurde. Nach der „Grüne“ oder „Gelbe“ konnte man (und es ist bis heute möglich) bestimmen, aus welchem Gebiet das Glas stammt. Sie kennen dieses Glas vielleicht unter der Bezeichnung Waldglas, das sogar etherisch anmutig ist und auch heutzutage seine treuen Bewunderer hat.
Ab etwa 1450 produzierten auch die ältesten Glashütten fast farbloses Glas, immer noch bleibt aber eine feine grüne oder gelbe Farbe. Man machte aus ihm Vitragen und Weinbecher. Zur Zeit der Gotik wurde das Glas häufig zur Produktion von Glasfenstern für Siedlungen und Behausungen verwendet, wodurch die Vor-Vorgänger von Glasfenstern, so wie wir sie heute kennen, entstanden.
Waldglas,Quelle Pexels
Renaissance und Material, das alle liebten
Das Glas wurde im Laufe der Zeit ein sehr beliebtes Material. Es zog Künstler und Handwerker aus ganz Europa an. Alle liebten es. Weil die Glasbläser in ihrer Freizeit Gegenstände für eigenen Haushalt herstellten, verbreitete sich das Glas auch in der allgemeinen Bevölkerung. Die höchsten Schichten verlangten es für seine Herrlichkeit und Luxus. Rudolf II. liebte das Glas so sehr, dass er 2 Geschlechter der Hüttenmeister in den erblichen Adelstand erhob. Das böhmische Glas wurde in ganz Europa hungrig nachgefragt. Im 16. Jahrhundert fing man an, die Glasgegenstände im Großen durch Malen, Streifenmuster, Goldeinreibung, Beschlag und Schleifen zu verzieren.
Die Gegenstände wurden durch farbige Emailgemälde und Stiche dekoriert. Den ersten tiefen Stich schuf der deutsche Künstler Caspar Lehmann und danach verbreitete sich Glasschleifen. Man fragte auch Farbglas, nicht nur das Waldglas, sondern auch weißes, rotes, blaues und schwarzes Glas nach. Aber vor allem Klarglas – und das war die Entstehung des böhmischen Kristalls. Und da es einen schönen Anblick bot und auch viel fester war als seine Vorgänger, wurde es zu einem gefragten Luxusartikel. Dank ihm gewann die böhmische Glasindustrie für nachfolgende zwei Jahrhunderte einen Monopolcharakter.
Einblick in die Werke von Caspar Lehmann, Quelle wikipedia.org
Kristallbarock
Das böhmische Glas stellte in der Barockzeit (17.-18. Jahrhundert) auch die legendäre venezianische Produktion in den Schatten und wurde zur Spitze Europas. Das Dünnwandglas wurde durch Dickwandglas ersetzt. Der Barock war pompöse Epoche, darum sparte man jetzt nicht an Verzierungen. Man dekorierte unablässig mit Stichen, Schliff, Farben, Gold … Jetzt kommen auch die eingeglasten Pasten im Biedermeierstil hinzu. Kelche, Kannen und große Becher waren typisch. Ein großer Aufschwung erfolgte in Stein-Schönau, wo man anfing, Luster mit Glasgehängen herzustellen. Diese Leuchten waren groß, schwer und pompös. Sie verzierten (und bis heute verzieren) die prächtigsten Residenzen in ganz Europa. Der Glashandel entwickelte sich immer weiter und es entstanden sogenannte Kompanien, die das böhmische Glas großflächig durch alle Ecken unseres Kontinents brachten. Damals wurden auch die Grundlagen der Bijouterie von Gablonz gelegt.
Illustrationsbild - pompöse Kristallleuchten, Quelle canva.com
Industrielle Revolution
Als die industrielle Revolution ausgebrochen war, machte die Glasindustrie eine weitere wichtige Entwicklung durch. Mit der Entwicklung des Eisenbahnverkehrs und Entdeckung des Generators von Siemens müssen sich die Glashütten nicht mehr an die Orte mit viel Waldbestand binden und übersiedeln in die industriellen Zentren, insbesondere in die Nähe von Kohlenbergwerken oder Eisenbahnen. Nový Bor wird zum Ort der Entwicklung der Glastechnologie. Der Fortschritt bewegt alles und entdeckt ein weiteres Potenzial. Auf der anderen Seite versucht man allerdings, die Tradition aufrechtzuerhalten. Die handgearbeitete Kunst in Kombination mit neuen Möglichkeiten und Verfahren fachten das Feuer für weitere Entwicklung angewandter Kunst an.
Wenn das Jahrhundert endet
Der Übergang vom 19. bis zum 20. Jahrhundert war im Zeichen des Jugendstils, was nicht nur eine künstlerische Strömung, sondern auch ein Lebensstil war. Im Jahre 1900 fand die Weltausstellung in Paris statt, wo böhmische Glasbläser häufig vertreten waren. Der größte Erfolg und ein guter Nährboden für weiteren Ruhm des böhmischen Glases war Gewinnung von Grand Prix in der entsprechenden Kategorie, die die böhmischen Glasbläser aus der Glashütte Lötz aus Klášterský Mlýn erhielten. Sie wurden für ihre perfekte Arbeit mit irisiertem Glas ausgezeichnet, was ein regenbogenfarbenes, glänzendes Glas ist, das die Farbe seines Abglanzes nach dem Winkel des fallenden Lichts ändert, was durch Anwendung verschiedener Arten von Oxiden erreicht wird. Es wurden neue Methoden und Technologien erfunden, zum Beispiel Installation von Flaschenblasenmaschinen nach Owens oder effektive maschinelle Herstellung von Flachglas. Böhmische Glasindustrie stieg in schwindelnde Höhen.
Vase aus irisiertem Glas, Klášterský Mlýn, 1898, Quelle wikipedia.org
Kriegszeit
Viele kleinere Glashütten gingen während des Ersten Weltkriegs unter. Die Produktion ging auf die Hälfte zurück. Die Sehnsucht danach, sich auf der Spitze der weltlichen Glasindustrie zu halten, spiegelte sich in der künstlerischen Darstellung und Designs wider. An den Designs beteiligten sich auch die berühmtesten tschechischen Künstler und Dekorativismus verwandelte sich in einen neuen Stil – Art déco. Die Dekors waren vor allem ornamental, farbig und kontrastreich, mit Schliff betont.
Mit der Gründung einer neuen Schule in Železný Brod (deutsch Eisenbrod) wurden die ersten Glasfiguren erschaffen. Herr Ladislav Prostředník aus Dobruška benutzte zum ersten Mal das Muster PK500 für seine Produkte. Dank ihm entstanden die luxuriösesten Kronleuchter, die bis heute die Interieurs von Opernhäusern der europäischen und amerikanischen Großstädte schmücken.
Künstlerische Antwort auf den durchgearbeiteten Stil Art déco war der Funktionalismus. Also ein absolutes Gegenteil. Der Funktionalismus konzentrierte sich auf Zweckmäßigkeit, Zweckdienlichkeit und Einfachheit, in der Schönheit steckt. Dieser Stil zeichnete sich durch Klarheit von Formen, Reinheit von Linien und Inspiration in geometrischen Grundformen – Würfel, Zylinder, Kegel und ihren Kombinationen aus (Metelák, Smrčková).
Karaffe im Stil Art déco, Quelle wikipedia.org
Nach dem Jahr 1945
Nach den Kriegen war die Glasindustrie nicht sehr erfolgreich. Es kam zur Verstaatlichung der meisten Glashütten und dadurch veränderte sich die ganze Struktur der Organisation der Glasproduktion. Die zentralisierte Glashütte wurde Crystalex genannt und vereinigte mehr als 50 Glassubjekte. Das Zentrum dieses Kolosses war in Nový Bor (deutsch Haida). Der Markt des Westens war von heute auf morgen geschlossen und alles wanderte in die Länder des Ostblocks. Die Glasindustrie wurde dadurch stark belastet, besonders im künstlerischen Bereich. Man bevorzugte Quantität vor Qualität. Automatisierte Produktion von Trinkgläsern für Wirtschaftszwecke wurde gestartet.
50er und 60er Jahre
Antwort auf diese Situation war die Design-Bewegung in den 50ern und 60ern Jahren, als Meisterwerke und die ersten Glasplastiken entstanden. Das Zentrum dieses Geschehens war in Kamenický Šenov, Nový Bor und Železný Brod. Um eine große Designbereicherung des böhmischen Glases machte sich damals die Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag verdient. In diesem Zeitraum kam es auch zum technologischen Fortschritt, dessen Nutzen im praktischen Leben feuerfestes Glas, Endlosfaser, Schaumglas, Floatglas, optisches Glas usw. brachte.
Nach der Samtrevolution
Und eine riesige Veränderung ist hier. Wieder. Die Glasindustrie wird fortlaufender Privatisierung von Glashütten unterzogen. Die gigantische Firma Crystalex löste sich auf. Und einzelne Glashütten setzten ihre eigene Produktion fort. Natürlich gingen manche von ihnen leider unter, oder sie verbanden sich mit anderen kleineren Einheiten. Es beeinflusste allerdings nicht dramatisch und negativ die künstlerische Schaffung dieser Zeit. Bis zum Ende des Jahrtausends wurde die Glasindustrie durch Trägheit geprägt, alles musste sich beruhigen und erneut an die große Veränderung, Öffnung der Grenzen zum Westen und Zerfall der Firma anpassen.
Neues Millennium
Manuelle Glasfertigung wurde mit dem Anfang des neuen Jahrhunderts deutlich reduziert, dadurch wurden Tradition und Menschlichkeit bedroht, die zum Glas unumstritten gehören. Die Flut des superbilligen Glases von minderer Qualität aus Asien ist der näherkommenden Wirtschaftskrise und geschwächten Wirtschaft sehr zugute gekommen. Deshalb erhöhte sich die automatisierte und maschinelle Produktion, damit böhmische Glashütten in dieser Konkurrenz mithalten konnten.
Die Glashütten begannen, wegen dieser Automatisierung und maschinellen Produktion ihre Mitarbeiter im Großen freizustellen. Es war langsam kein Platz mehr für manuelle Arbeit und menschliche Berührung. Man arbeitete hart und am wichtigsten war die Anzahl der Stücke. Die Hauptsache war es, die Flut der Konkurrenzproduktion aus Asien zu überleben. Mehrere bedeutende Glashütten, die sich auf manuelle Herstellung spezialisierten, gingen unter. Diese Entwicklung der Glasindustrie wurde auch hinter der tschechischen Staatsgrenze beobachtet, das ganze Europa litt.
Zweite Luft
Viele Eigentümer der Glashütten stutzten nach der brutalen Selektion von funktionierenden Glashütten und lehnten ab, diesen verrückten Wettbewerb mit dem Osten fortzusetzen. Sie lehnten ab, auf die Tradition und Herrlichkeit des manuell hergestellten Glases zu verzichten. Sie lehnten ab zu schließen, zu krachen und aufzugeben. Deshalb lenkten sie ihre Aufmerksamkeit auf Fertigung von Meisterwerken und Atelierstücken mit hinreißenden Designs oder auf herrliche luxuriöse Ware aus Blei- oder überfangenem Kristall. Das Glas erhielt wieder Gefühl, Kunst, menschlichen Kontakt und Tradition.
Nach 5000 Jahren der Entwicklung ist jetzt die Glasindustrie am Höhepunkt. Historische Stürze und Schwierigkeiten stärkten nur seine Stellung in der Welt der angewandten Kunst. Die Glasindustrie erlebt gerade Kunst- und Designboom.
Nach wie vor ist sie die zarte Kunst mit FESTER Tradition.
Glas geht wieder durch menschliche Hände, so soll es sein!